Sonntag, 17. Februar 2013

Berlinale 2013 - Weltpremiere von Kai Po Che: wenn Religionshass Freundschaften tötet

Der Film basiert auf dem Roman „The 3 Mistakes of My Life” von Chetan Bhagat, der auch schon für die wunderbar tiefgründige Komödie "3 Idiots" die Romanvorlage lieferte. In "Kai Po Che" geht um das Leben dreier Freunde im indischen Gujarat und „Kai Po Che“ ist eine dort verwendete Phrase, die soviel wie “I have cut“ heißt und sich auf eine Szene beim Drachenfest bezieht. Das Ziel bei diesen Festen ist es, die Drachen der anderen mit seinem eigenen Drachenseil abzuschneiden und den eigenen Drachen so lange wie möglich in der Luft zu behalten.

Der Film handelt vom Leben der drei Freunde Govind, Ishaan und Omi. Govind ist ein eher unscheinbarer junger Mann, dessen größtes Ziel ist, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden. Ishaan ist ein absoluter Cricket-Fan, Cricket steht an erster Stelle in seinem Leben und ein Sieg für Indien bedeutet ihm alles. Omi ist der Sohn eines Hindu-Priesters. Sein Onkel ist der Anführer der Hindu-Partei. Die drei eröffnen erfolgreich einen Sport-Shop, der auch Cricket-Coaching anbietet. Govind ist nun dem Ziel näher, viel Geld zu verdienen, Ishaan kann seine Cricketleidenschaft zum Beruf machen und Omi verbringt einfach nur gern Zeit mit seinen Freunden. Bald entdeckt Ishaan bei den Coachings den supertalentierten Ali, ein hervorragender Cricket-Schlagmann. Ishaans erklärtes Ziel ist es nun, Ali für die indische Cricketmannschaft zu trainieren, um bei den Weltmeisterschaften irgendwann dank dieses Naturtalents einen Sieg zu erlingen. Ali ist aus der muslimischen Nachbarschaft und lernt gern von Ishaan. Govind indessen versucht der jüngeren Schwester von Ishaan Mathematik beizubringen…dabei kommen sie sich näher. Und Omi hilft seinem Onkel bei den Vorbereitungen für die Wahlen. Bis dahin ist alles noch Bollywood-typisch. Friede, Freude, Erfolge und ein Liebespaar, das pure Glück. Doch dann kommt es zu dem dramatischen historischen Ereignis im Jahre 2001. Ein Erdbeben erschüttert die Gegend und es kommen 18.000 Menschen zu Tode. Dies betrifft auch die drei Freunde, die bereits in einen größeren Sport-Shop investiert hatten. Govindas Träume von einem erfolgreichen Geschäft zerbrechen jäh und als Ishaan versucht, Ali und seiner Familie zu helfen, die wie die meisten in den zerstörten Häusern nicht mehr leben können, kommt es zu einer dramatischen Szene. Im Ayodhya –Tempel wird allen Obdach gegeben…nur den Muslimen nicht. Ishaan rastet aus und macht dabei keinen Halt vor seinem Freund Omi, der ebenfalls am Tempel die Organisation über die hilflosen Menschen überwacht. Es hilft alles nichts, den Muslimen wird keine Hilfe gewährt. Nun folgen auch noch die gewaltsamen Hindu-Moslem Zusammenstöße aus dem Jahre 2002, in deren Folge tausende Menschen grausam sterben müssen. Im Film wird einer dieser brutalen Übergriffe von Hindus auf Moslems dargestellt. In dieses Massaker sind auch die drei Freunde verwickelt…auf der einen Seite Ishaan, der seinen Cricketschützling Ali mit Hilfe von Govinda schützen möchte, auf der anderen Seite Omi, der Rache für seine getöteten Eltern nehmen will. Es kommt zu einem dramatischen Finale, welches ich nicht vorwegnehmen möchte, aber es blutet einem das Herz dabei, weil man weiß, dieses Grauen ist wirklich passiert! Der blinde Hass schreit einem entgegen.

Laut Presseberichten wollte in diesem Film keiner der großen Bollywood-Stars mitspielen, weil sich 3 Darsteller den Ruhm teilen müssen. Ich denke allerdings, dass sich auch niemand an dieses heikle Thema traute, möglicherweise hatte man Angst vor den Reaktionen der Zuschauer. Der Film benötigt aber auch keine großen Stars, das Thema ist stark genug und die nicht ganz so bekannten Schauspieler sind überzeugend. Ich bin mir nicht sicher, ob der Film in Indien das große Publikum findet und gemocht wird, denn hier wird ein sehr dunkles Kapitel Indiens aufgearbeitet und zwar schonungslos, man spürt den sinnlosen, alles überwältigenden Hass zwischen den Religionen. Ich könnte mir den Film deswegen auch nicht unbedingt ein zweites Mal ansehen, trotz der starken, schönen, unvergesslichen Bilder. Aber es ist gut, dass diese Ereignisse auch auf die Leinwand gebracht werden, damit dies nie vergessen wird und der Finger auf die schmerzhafte Wunde der unendlich währenden Konflikte zwischen Hindus und Moslems gelegt wird.  

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen